Bei BMW M gehören Pioniergeist und eine gesunde Prise technologischer Wagemut schon immer dazu. Wenn man so will, waren sie sogar Auslöser für die Gründung der M GmbH vor über 50 Jahren. Damals stieg BMW in den Motorsport ein und gründete dafür ein eigenes Unternehmen, für das es ein hochkarätiges Team aus Ingenieuren, Fahrern und Technikern rekrutierte. Mit den ersten Erfolgen im Motorsport entstand dann die Idee, Hochleistungsfahrzeuge auch für den Straßenverkehr zu entwickeln. Seit Beginn trieb Entwickler und Mitarbeiter an, die Grenzen des technisch Machbaren auszutesten und mit Innovationen weiter zu verschieben. Dabei mussten sie nicht selten Widerstände überwinden.
In der neuesten Episode über die bahnbrechende Entwicklung des vollelektrischen Antriebs für BMW M High-Performance-Modelle zeigen wir, dass der Aufbruch in die Zukunft schon immer Teil der Markengeschichte war.
RENNTECHNIK IM SERIENMODELL
Der BMW 3.0 CSL setzte 1971 die erste M Revolution in Gang. Entstanden aus dem BMW 3.0 CS steckten die Rennsportambitionen bereits im Namen: CSL als Kürzel für Coupé, Sport und Leichtbau. Mit anfangs 180 PS, in der letzten Ausbaustufe 206 PS, und einer Gewichtsreduzierung von 200 Kilogramm gegenüber seinem Vorgänger erregte der 3.0 CSL zunächst Aufsehen auf der Straße. Zwei Jahre später, 1973, ging eine Rennversion mit 365 PS an den Start und errang gleich in der Auftaktsaison die Tourenwagen-Europameisterschaft – und wiederholte diesen Titelgewinn von 1975 bis 1979 noch fünfmal hintereinander.
Mit M Technik war der BMW 3.0 CSL im Grunde der erste BMW M der Geschichte und ist heute eine Legende. Die 206 PS des Serienmodells mögen nach aktuellen Maßstäben kein allzu großer Aufreger mehr sein, Mitte der 1970er-Jahre aber war diese Leistung, gepaart mit einem Leergewicht von 1.270 Kilogramm, eine klare Ansage.
Maximale Power und minimales Gewicht wurden fortan zu den bestimmenden Merkmalen des Mythos BMW M. Sie sind bis heute in jedem M Modell zu finden und garantieren deren einzigartige Fahrdynamik.
MAXIMALE PIONIERLEISTUNG.
Der BMW 320 Turbo war einer der ersten seiner Art mit Turbolader, den er von seinem Vorgänger BMW 3.5 CSL Turbo übernommen hatte. Einen derartigen Rennwagen mit einem Turbolader auszurüsten galt 1976 als Kühnheit. Bei BMW M tat man es trotzdem. Der BMW 320 Turbo ging in der Rennsaison 1977 an den Start und fuhr Erfolge in der renommierten Deutschen Rennsport-Meisterschaft (DRM) für BMW ein. Das Fahrzeug gilt heute als maßgeblicher Impulsgeber für die Entwicklung und Evolution der Turbolader-Technologie, die modernen BMW M Motoren ihre unvergleichliche Dynamik verleiht. Neben der Werkslackierung auch mit der Jägermeister-Livery zur Instant-Legende geworden, inspirierte der 320 Turbo noch in seiner ersten Rennsaison die Ingenieure zu dem Plan, schnellstmöglich mit einem eigenen Turbo-Motor in die Formel 1 einzusteigen.
So kam in der Rennsaison 1979 ein aufgeladener 1,4-Liter-Motor zum Einsatz. Und das Potenzial dieses Motors entpuppte sich als wichtiger Schritt hin zur Entwicklung der legendären BMW Formel-1-Turbo-Motoren in den Brabham-Rennwagen. Damit ist der BMW 320 Turbo das Bindeglied zwischen der langen Tourenwagen-Tradition und dem erfolgreichen Auftritt in der Königsklasse des Motorsports.
SPORT MIT MITTELMOTOR.
Der BMW M1 E26 verschaffte der M GmbH endgültig einen unanfechtbaren Platz in der Welt des Motorsports. Der M1 war die ideale Verkörperung eines Sportwagens mit seiner flachen Form, dem Mittelmotor und seiner Leistung. Dazu erhielt der Supersportwagen seine eigene Rennserie, die BMW M1 Procar-Serie. Gleichzeitig bewies der athletisch-elegante Rennsportler von Anfang an, dass er das Zeug zur Legende hat, die für die Homologation gebauten 399 Exemplare mit Straßenzulassung fanden schnell ihren Weg zur Käuferschaft. Seine Bedeutung für die Marke M wie auch für seine Besitzer lässt sich daran messen, wie viele Fahrzeuge es heute noch gibt. Von den insgesamt 445 ausgelieferten Einheiten befinden sich verblüffend viele fahrbereite BMW M1 im Besitz von Privatsammlern oder Museen.
SALONFÄHIG MIT 286 PS.
Die Entwicklung des BMW M5 E28 markierte einen weiteren bedeutenden Meilenstein für die M GmbH. Die familientaugliche Limousine mit der Leistung, die an damalige Supersportwagen heranreichte, war der erste BMW M, der für eine breite Käuferschicht zugänglich wurde. Er führte ab 1985 auf nie zuvor dagewesene Weise die Alltagstauglichkeit eines geräumigen Viertürers samt großem Kofferraum mit Fahrleistungen zusammen, die man eher auf der Rennstrecke verorten würde. Damit kam BMW M in der Mitte der Gesellschaft an und wurde endgültig zu einer allgemein geachteten Automobil-Ikone – vom Herausforderer zum Benchmark.
BEWEISFÜHRUNG AUF DEM NÜRBURGRING.
Um die Jahrtausendwende herrschte gemeinhin die Überzeugung, dass SUVs unmöglich zu einem Performance-Fahrzeug gemacht werden können. Die M GmbH war da gegenteiliger Ansicht. Auf Basis des BMW X5 E53 entstand ein Prototyp, der, wie so oft bei BMW M, der erste seiner Art war. Der BMW X5 Le Mans hatte den V12-Motor des Le-Mans-Siegers BMW V12 LMR von 1999 unter der Haube. In dem so ausgestatteten SUV begab sich Rennlegende Hans-Joachim Stuck im Jahr 2001 auf die Nordschleife und stellte mit 7:49 Minuten einen Rekord für die Fahrzeugklasse auf, der erst 2020 – mit nicht mal sieben Sekunden – unterboten werden konnte. Daher nannte man den BMW X5 intern auch THE BEAST. Es ist dieserBeiname, der bei Entwicklung des neuen BMW M Electrified-Antriebs wieder eine entscheidende Rolle spielen sollte.
EIN NEUER ANTRIEB.
Als BMW M mit der Elektrifizierung seiner Fahrzeuge begann, ahnte noch niemand, wohin diese Reise führen sollte. Die ersten, vielversprechenden Experimente wurden mit einem M2 Mule unternommen, das im Jahr 2018 aufgrund seiner ungewohnt furiosen Fahrdynamik folgerichtig auch wieder auf den Spitznamen THE BEAST getauft wurde. Das E-Beast ist ein sogenannter Technologieträger, also ein Prototyp, an dem allerlei neue Technologien auf zukünftige Serientauglichkeit getestet werden. Somit markiert das E-Beast auf Basis des BMW M2 F87 gewissermaßen den Urknall in der Entwicklung des Elektroantriebs der M GmbH. An dessen nächstem Etappenziel wird ein völlig neuer Elektroantrieb stehen, über den Carsten Wolf, Leiter Gesamtentwicklung Fahrzeug bei BMW M, sagte, der Antrieb werde „nie dagewesene Performance, Güte und Eigenschaften“ zeigen, „die man sich heute noch gar nicht vorstellen kann“.
MEHR LEISTUNG, MEHR TRAKTION.
Der Allradantrieb BMW M xDrive kam erstmals 2017 im BMW M5 F90 zum Einsatz. Die Furcht, dass vier angetriebene Räder das Ende der M typischen Fahrdynamik sein würden, erwies sich als unbegründet. Die Entwickler verpassten dem neuen M xDrive eine extrem präzise Steuerungselektronik für die M typische Kraftverteilung, die bei Presse, Kunden und Fans nichts zu wünschen übrig ließ.
Es handelt sich dabei um einen Hinterradantrieb – nur mit mehr Traktion.
FORTSCHRITT ALS TRADITION.
Der Elektroantrieb der nächsten Generation, an dem die Entwickler derzeit intensiv arbeiten, wird die Allrad-Fahrdynamik von BMW M auf die nächste Stufe heben. Den Kern des revolutionären Antriebs bilden vier E-Motoren. Da alle vier Räder von jeweils einem eigenen Elektromotor angetrieben werden, ergeben sich vollkommen neue Möglichkeiten für die M typische High-Performance.
Diese Tradition des Fortschritts liegt in der DNA aller M Modelle und wird sich auch im neuen vollelektrischen High-Performance-Antrieb von BMW M wiederfinden.