Für BMW M Motorsport Botschafterin Samantha Tan schien die Karriere vorbei, bevor sie richtig angefangen hatte. Im Jahr 2017 raste sie, gerade mal 19 Jahre jung, während der Pirelli World Challenge in ihrem BMW M235i Racing gegen eine Begrenzungsmauer. Der Crash hinterließ nicht nur ihren Rennwagen in Trümmern, sondern auch ihr Selbstvertrauen – dazu kam die Häme in den sozialen Netzwerken. Da durfte sie altbekannte Vorurteile lesen, wie etwa, dass eine Frau nicht hinters Steuer gehöre oder wer sich schminke, keine Rennen fahren solle. Doch die junge Kanadierin war es als Kind asiatischer Einwanderer gewohnt, sich gegen Schablonendenken zu behaupten. Anstatt aufzugeben, entschied sie, ihren großen Traum weiter zu verfolgen: die Welt des Motorsports zu erobern.
Ich will Stereotypen neu definieren. Wenn Leute eine asiatische Frau sehen, möchte ich, dass sie uns sehen als starke, unabhängige und wertgeschätzte Frauen.
Die Begeisterung der 26 Jahre alten Kanadierin für den Motorsport begann in bereits in ihrer Kindheit. Schon als Kind ging sie mit ihrem Vater regelmäßig zum örtlichen BMW Händler, um Formel-1-Übertragungen zu sehen. Und kaum erreichten ihre Füße die Pedale, so erzählt Samantha Tan, nahm ihr Vater sie mit zu Fahrtrainings. Während ihre Freundinnen sich mit Fußball oder Volleyball befassten, war Samantha als junge Teenagerin schon bei allerlei Autotreffen und Trackdays. Am Ende eines dieser Fahrtrainings kam es dann zu dem einen Ereignis, das ihr Leben verändern sollte. Sie durfte in einem Rennwagen mitfahren: Der Rausch aus Beschleunigung, Geschwindigkeit und Bremskräften führte Samantha Tan zu dem Entschluss, eine professionelle Rennfahrerin zu werden.
Immer an ihrer Seite steht ihr Vater Kenneth, den sie als Grundpfeiler ihres Erfolgs – und als „besten Vater überhaupt“ – bezeichnet. Kenneth Tan ist, ebenso wie seine Tochter, ein leidenschaftlicher Motorsport-Enthusiast und hat Samanthas Talent von Beginn an gefördert. Mit seiner Hilfe erreichte sie ein erstes wichtiges Etappenziel auf dem Weg zum Erfolg: die Gründung des eigenen Rennstalls. Nach nur zwei Saisons als professionelle Rennfahrerin erblickte „Samantha Tan Racing“ im Jahr 2016 das Licht der Welt des Motorsports. Im Jahr darauf brachte „ST Racing“, wie der Rennstall auch genannt wird, die ersten BMW M Rennfahrzeuge an den Start, mit denen Samantha und ihr Team fortan um Punkte und Siege wetteiferten.
RENNERFOLGE MIT BMW M:
- 2021 Gesamtsiegerin GT Team und Fahrer in der 24 h Series
- 2022 Erster Sieg für den neuen BMW M4 GT3 bei den 12 h Mugello
- 2022 Silver Class Sieg bei den Indianapolis 8 Hour
- 2023 Gewinnerin NLS 7 Class M240i
- 2023 Gewinnerin Pro-Am-Klasse, GT World Challenge America, Road America
In den folgenden Jahren stiegen Samantha Tan und ihr Team in die GT4-Rennserie ein, in der die entschlossene, junge Rennfahrerin ihre ersten bedeutenden Siege in der herausfordernden 24h Series einfuhr. Allein 2021 fuhr sie sechs Titel ein. 2022 stieg „ST Racing“ weiter auf, in die noch schnellere GT3-Klasse. Spätestens seit sie dort gleich zu Saisonbeginn den ersten Sieg mit dem neuen BMW M4 GT3 in Mugello errang, dürfte sie auch die letzten Skeptiker eines Besseren belehrt haben. Samantha Tan hat sich fraglos den Respekt in der Welt des Motorsports verdient.
Mein 1er M Coupé ist wie mein Kind. Ich würde es für nichts hergeben.
JENSEITS DER RENNSTRECKE UND DARÜBER HINAUS.
Auch jenseits der Rennstrecke hat Samantha Tan eine Vorliebe für starke Maschinen. Privat fährt sie einen BMW 1er M Coupé, mit dem sie schon als Teenagerin ihre ersten Fahrtrainings absolviert und der gewissermaßen den Grundstein für ihre Karriere gelegt hat. Aus diesem Grunde besitzt der Sportwagen einen hohen symbolischen Wert. Den eigenen Worten nach möchte sie sich nie von diesem Fahrzeug trennen. Heute, zehn Jahre nach Beginn ihrer Profikarriere, ist Samantha Tan BMW M Motorsport Botschafterin und blickt auf eine beachtliche Reihe von Siegen. Dennoch misst sie ihren Erfolg nicht allein an Zieleinfahrten und Siegen, sondern auch daran, wie sie die Vorurteile gegen Frauen in diesem Sport aufzulösen hilft. Auf dem Weg dahin hat Samantha Tan es schon weit gebracht. Dennoch sieht sie einen noch viel weiteren Weg vor sich: Samantha Tans größter Traum ist es, als erste asiatische Frau das 24-Stunden-Rennen von Le Mans zu gewinnen.