Wenn es in der Historie von BMW M ein Modell gibt, das stellvertretend für eine bedeutende Ära steht, dann ist es der BMW M635CSi. Der 2+2-Sitzer führte 1984 konsequent jenes Konzept der Hochleistungs-6-Zylinder-Reihenmotoren fort, das der legendäre BMW M1 nur wenige Jahre zuvor begründete. Und verkörperte wie kein anderes BMW M Modell vor ihm die ultimative Symbiose von Luxus und High-Performance. Damals Avantgardist, heute gefragter Klassiker mit typischen BMW M Tugenden.
5 STARKE FAKTEN:
- Topmodell der Baureihe E24
- Produktionszeitraum 1984 bis 1989
- 5.855 gebaute Einheiten
- BMW M88 Reihen-6-Zylinder Motor
- 210 kW (286 PS) Spitzenleistung
EINE ACHTZIGER-IKONE.
„Sharknose“, „Bayern-Express“: Schon früh verpassten Fans der Baureihe dem BMW M635CSi kreative und doch treffende Spitznamen. Damals wie heute gilt er als Ikone des als viersitziges Coupé mit Frontmotor und Heckantrieb konzipierten BMW E24. Mit einer Laufzeit von über 13 Jahren ist der erste „Sechser“ die am längsten produzierte Baureihe von BMW. Die Produktionszeit der Modellreihe erstreckte sich von 1976 bis ins Jahr 1989 hinein. Nicht zuletzt die erhabene Erscheinung des charismatischen Gran Turismo dürfte maßgeblich dazu beigetragen haben – und macht den ersten BMW 6er heute zu einem gefragten Sammlerobjekt.
DAS DESIGN: ZEITGEISTIG UND DOCH ZEITLOS.
Verantwortlich für das fortschrittliche und zugleich zeitlose Exterieur-Design zeichnet ein Meister auf seinem Gebiet, dessen Name jedem Automobilenthusiasten bekannt sein dürfte: Paul Bracq. Die Handschrift des damaligen BMW-Chefdesigners ist auch im Innenraum unübersehbar. Hier wurde das von Bracq entwickelte Konzept des dem Fahrer zugewandten Armaturenbretts noch konsequenter umgesetzt als bei vorausgegangen Modellreihen.
Das kraftvolle Sportcoupé verbindet klare Linien und reduzierte Formen mit wenigen, bedacht eingesetzten Akzenten – die Symbiose aus betonter Sportlichkeit und klassischer Eleganz ist in den Augen vieler Fans bis heute unerreicht. Heraus sticht etwa die spitz zulaufende Front mit der weit oben und präzise integrierten BMW Niere sowie der nahe an den Asphalt gezogenen Frontschürze.
Speziell in der Seitenansicht strahlt der BMW M635CSi eine unvergleichliche Dynamik aus, zugleich ist die Silhouette von einer stoischen Erhabenheit geprägt. Auffälligstes Merkmal ist die Seitenlinie, die sich scheinbar in einer Flucht vom vorderen Kotflügel bis zum Heck durchzieht – charakteristisch und doch stets subtil. Die sogenannte Gürtellinie präsentiert sich tief und schafft so Raum für die großen Fensterflächen: eine Reminiszenz an die Vörgänger des ersten BMW 6er, die großen Sport-Coupés der Baureihe E9 inklusive der legendären BMW 3.0 CSL.
TECHNIK IM ZEICHEN DES FORTSCHRITTS.
Auch technisch war der erste 6er auf der Höhe seiner Zeit. Stetige Weiterentwicklungen und Neuerungen sorgten dafür, dass sich daran über die gesamte Bauzeit nichts änderte. Setzten die Ingenieure bei den ersten Modellen noch auf die bewährten Vergaser-Motoren, fanden in späteren Baujahren ausschließlich Triebwerke mit Saugrohreinspritzung unter der Motorhaube Platz. Die Abgasreinigung und damit insbesondere der Einsatz von Katalysatoren rückten immer stärker in den Fokus. Außerdem hielt zunehmend moderne Elektronik Einzug in das viersitzige Coupé.
GEBURTSSTUNDE EINES SPORTWAGENS.
1978 trat der BMW 635CSi ins Rampenlicht und ebnete dem wenige Jahre später folgenden BMW M635CSi den Weg. Spielten die ersten Basissechser ihre Stärken noch vornehmlich beim komfortablen und unaufgeregten Gleiten aus, stand beim BMW 635CSi die Sportlichkeit viel stärker im Mittelpunkt. Die Ingenieure drehten dazu an allerhand Stellschrauben, allen voran ergänzte ab 1978 der Reihen-6-Zylinder mit 3,5 Liter Hubraum und 218 PS das Motorenangebot.
Hinzu kam eine umfangreiche Überarbeitung des Fahrwerks, unter anderem mit verstärkten Stabilisatoren und strafferen Stoßdämpfern. Ein Sperrdifferenzial mit bis zu 40 Prozent Sperrwirkung für eine noch dynamischere Gangart rundete das nachgeschärfte technische Grundgerüst ab. Äußerlich gab sich der BMW 635CSi mit speziellen Zierstreifen an den Flanken, neuen Spoilern an Front und Heck sowie BBS im Kreuzspeichendesign auf Anhieb zu erkennen.
BMW M635CSi: Vom Rennsport in die Serie.
Im BMW 6er der Baureihe E24 kamen ausschließlich Reihen-6-Zylinder vom Typ M30 mit Hubräumen von 2,8 bis 3,5 Liter zum Einsatz. Einzige Ausnahme: der von der BMW Motorsport GmbH entwickelte und ab 1984 in geringer Stückzahl produzierte BMW M635CSi. Hier sorgt der legendäre BMW M88 Motor für souveränen Vortrieb. Jenes Aggregat, dessen Basis bereits beim BMW M1, dem Urahn jedes bis heute gebauten BMW M, zum Einsatz kam. Das Hochleistungstriebwerk des M635CSi schöpft seine bis zu 286 PS – dank höherer Verdichtung sowie Änderungen an Zündung und Einspritzanlage bietet der Motor noch einmal neun PS mehr als bei der Serienversion des M1 – aus knapp 3,5 Liter Hubraum und setzt im Gegensatz zum M30 auf vier statt zwei Ventile pro Zylinder. Damit zählte der BMW M635CSi zu den schnellsten Viersitzern seiner Zeit.
Damit sie die gestiegene Leistung im Zaun halten konnten, bekamen die glücklichen Besitzer eines M635CSi ein verstärktes 5-Gang-Sportgetriebe, ein überarbeitetes Fahrwerk sowie eine leistungsfähigere Bremsanlage an die Hand. Außerdem wanderte die größere Batterie nach hinten, um unter anderem die Gewichtsverteilung und die Traktion zu verbessern.
ERFOLGE IM MOTORSPORT.
Ein Volltreffer waren auch die speziell für den Rennsport vorbereiteten BMW 6er. Viele Motorsportfans werden sich an die Erfolge bei verschiedenen 24-Stunden-Rennen erinnern. So konnte der 635CSi im Rahmen der Tourenwagen-Europameisterschaft (Meister 1981, 1983, 1986) in den Jahren 1983, 1985 und 1986 Siege beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps feiern. Jenes Rennen, das der legitime Nachfolger, der BMW M6 GT3, exakt 30 Jahre nach dem letzten Sieg des 635CSi ebenfalls gewinnen konnte.
BMW 6er (E24) Modelle siegten außerdem 1984 und 1985 beim 24-Stunden-Klassiker auf dem Nürburgring, hinzu kamen Erfolge wie 1984 der Gesamtsieg von Volker Strycek bei der Premiere des DTM-Vorläufers „Deutsche Produktionswagen Meisterschaft“. Darüber hinaus sammelten die Fahrzeuge Titel in der japanischen und australischen Tourenwagen-Meisterschaft.