Die heiße Luft flimmert über dem Asphalt. Nachdem der bayrische Bolide die letzte Kurve zur Start-Ziel-Geraden passiert hat, ertönt der unverkennbare Sound des V8-Motors. Anspannung in der Boxengasse. Dann endlich Gewissheit: Bei den 12 Stunden von Sebring im März 2001 fährt der BMW M3 GTR mit JJ Lehto und Jörg Müller am Steuer in seinem ersten Rennen auf das Podium. Das Team liegt sich in den Armen. Alle wissen: Das ist der Beginn einer neuen Ära im amerikanischen Motorsport. Denn von nun an gehören diesem Fahrzeug die Rennstrecken der American Le Mans Series. Siege in dieser Serie waren der Ritterschlag für den US-Markt. Doch der Weg dahin und die Kraftanstrengung waren enorm. Die außergewöhnliche Geschichte des BMW M3 GTR.
DER WEG ZUM SUPERSPORTLER.
RENNWAGEN OHNE STARTERLAUBNIS.
DIE GEBURTSSTUNDE DER BMW M3 GTR STRASSENVERSION.
MOTORSPORT – LEICHT GEDROSSELT.
Wichtigster Fixpunkt für die Konfiguration der BMW M3 GTR Straßenversion war der Einsatz des gleichen V8-Motors, der auch in der Rennversion zum Einsatz kam – der P60B40. Der M3 GTR Straßenversion übernahm damit ebenso dessen wettkampferprobte Trockensumpfschmierung. Zulässig und regelkonform durfte das Triebwerk der Rennversion für den Einsatz im Serienpendant leicht gezähmt werden. Herauskam ein immer noch mehr als potenter Antrieb, der seine Arbeit mit 258 kW (350 PS) unter der charakteristischen Motorhaube verrichtete.
Die Leistungsdifferenz war insbesondere im Hinblick auf die Lärm- und Abgasvorschriften nötig. Side Fact: Dieser Motor wurde für kein einziges anderes Serienmodell der Marke mehr verwendet.
Anders als bei der Rennversion mit sequentiellem Getriebe kam bei der M3 GTR Straßenversion ein 6-Gang-Schaltgetriebe mit einer aus dem Rennsport abgeleiteten Zweischeibenkupplung und einem variablen Sperrdifferential zum Einsatz. Während die Basisversion der damaligen M3 Generation bei 250 km/h abgeregelt wurde (optional waren 280 km/h möglich), stürmte der GTR mit gemessenen 295 km/h ungestüm voran.
KEIN GRAMM ZU VIEL.
PURISTISCHER INNENRAUM EINES SIEGERS.
Der in schwarz gehaltene Innenraum der ausschließlich in Titansilber metallic erhältlichen M3 GTR Straßenversion präsentiert sich in der schlanken Version: Durch den völligen Verzicht auf eine komfortable Ausstattung bleibt der zweisitzige Straßenathlet mit Leichtigkeit auf der Erfolgsspur des BMW M3 GTR. Die Message im damaligen Verkaufsprospekt klingt plausibel: „Wer gewinnen will, muss verzichten können – der puristische Innenraum eines Siegers“. Das bedeutet auch: keine Klimaanlage, kein Radio und erst recht keine Rücksitzbank.
EINE KURZE ERFOLGSGESCHICHTE IM MOTORSPORT.
DAS EINHORN.
Unter den BMW M3 Modellen.
Die BMW M3 GTR Straßenversion setzte bei seiner Vorstellung im Jahr 2001 insbesondere in puncto Preisgestaltung ein Zeichen – und das war nicht gerade klein: 250.000 Euro kostete die kompromisslose Fahrmaschine. Viel Geld für einen BMW M3 – aus heutiger Sicht wäre es sicherlich kein schlechtes Investment gewesen. Das Sportcoupé ist mit einem Einhorn gleichzusetzen und unter Sammlern dementsprechend begehrt. Es ist praktisch unmöglich, an eines der Fahrzeuge zu gelangen. Daher lässt sich kaum ein realistischer Marktpreis für den M3 GTR beziffern. Darüber hinaus ist nicht eindeutig nachvollziehbar, wo sich alle damals hergestellten Fahrzeuge heute befinden und ob sie von den Käufern jemals für die Straße zugelassen wurden. Sicher ist, dass auch die BMW Group Classic solche Sammlerstücke für die motorsportbegeisterte Nachwelt aufbewahrt.