Manche Dinge lassen sich nicht über das Knie brechen: 1984 zeichnete BMW Designer Klaus Kapitza seine ersten Entwürfe des BMW 8er E31 – und setzte sich mit seiner Version des designierten E24 Nachfolgers gegen vier Mitbewerber durch. Anfang 1992 kam es schließlich zu den ersten Auslieferungen des 8ers. Auf den großen Paukenschlag mussten Käufer, Fans und die Fachwelt allerdings noch etwas warten. Denn: Auch wenn bereits feststand, dass es keinen offiziellen M8 geben würde, brachte die BMW M GmbH bei der Entwicklung des E31 Spitzenmodells spürbares Know-how mit unter die zeitlos gestaltete Karosserie.
Das Serienfahrzeug hieß ab Spätsommer 1992 BMW 850 CSi, leistete 280 kW (380 PS) und kostete anfangs 180.000 D-Mark. Während das gestreckte und nach einhelliger Meinung der damaligen Fachpresse eher nüchtern als auffällig gestaltete Coupé äußerlich nur wenige Änderungen gegenüber den zivileren Varianten erfuhr, spielten sich unter Haube zahlreiche Innovationen aus dem Hause BMW M ab, was das Modell – zumindest inoffiziell – zu einem kleinen M8 machte. Charakter: kompromisslos sportlich und dennoch komfortabel, mehr Sein als Schein.
Das serienmäßige Fahrdynamik-System sorgt für eine Lenk- und Fahrpräzision, die so bisher nicht erreichbar schien.
5 STARKE FAKTEN:
- Spitzenmodell des BMW 8er E31
- Zwölfzylindermotor mit 5.576 ccm Hubraum
- Leistung: 280 kW (380 PS)
- Von 0 auf 100 km/h in 6,0 Sekunden
- Produktionszahl: 1.510
VOM SPORTLICHEN COUPÉ ZUM SPORTWAGEN.
Die Transformation des edlen Coupés zum mitreißenden Sportwagen betraf weit mehr Baugruppen, als es ein oberflächlicher Vergleich der gewöhnlichen 8er und des 850 CSi vermuten lässt. Die technische Basis des BMW 8er E31 war in weiten Teilen der BMW 7er E32, der bereits 1987 mit dem 5,0-Liter-Zwölfzylinder-Motor (M70) erhältlich war.
Diesem Motor nahm sich BMW M schon Jahre vor der Markteinführung an: Im mit 300 PS ohnehin nicht schwachen Aggregat erweiterte das Team die Bohrung um zwei und den Hub um fünf Millimeter. Ergebnis: Dieser M70 hieß nun S70 – und hatte 5,6 statt glatter 5,0 Liter Hubraum. Bei einer ebenfalls erhöhten Verdichtung lag die Leistung bei nunmehr 380 PS. Leichtbaukolben auf Aluminiumbasis und Ferrostan-Beschichtung verringerten die nötigen Kräfte, während geänderte Steuerzeiten die Leistungsentfaltung verbesserten.
IN 20 SEKUNDEN AUF TEMPO 200.
TECHNISCHE DATEN. BMW 850 CSi E31.
Motor: 12-Zylinder-V-Motor
Hubraum: 5.576 cm³
Leistung: 280 kW (380 PS) bei 5.300 U/min
Drehmoment: 550 Nm bei 4.000 U/Min
Getriebe: manuelles 6-Gang-Getriebe
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (elektronisch begrenzt)
Gewicht vollgetankt: 1.865 kg
Tankinhalt: 90 Liter
Länge: 4.780 mm
Breite: 1.855 mm
Höhe: 1.330 mm
Radstand: 2.684 mm
Abgehoben von der Realität des Autoalltags.
WEGWEISENDE TECHNIK.
Doch der Motor war nur der Anfang. Mit Änderungen am Abgasstrang näherte sich BMW M dem bestmöglichen Kompromiss aus Leistung, Verbrauch und Geräuschentwicklung an. Am Ende bekam die vierflutige Abgasanlage um drei Millimeter im Querschnitt vergrößerte Vorrohre sowie zwei spezielle Metallkatalysatoren, die den Gegendruck bei zugleich kompakter Bauweise verringerten.
Ein weiteres technisches Highlight des 850 CSi war die mitlenkende Hinterachse, die je nach Fahrsituation bis zu 1,8 Grad einschlug und so ein bis dahin ungeahntes Maß an Kurvendynamik zuließ. Damit war die auf den Namen Aktive Hinterachskinematik (AHK) getaufte Lenkung eine der ersten auf dem Markt und eine Technik, die bis heute bei einigen Modellen zum Einsatz kommt.
AUSGEFEILTE ELEKTRONIK.
Auch die Vorzüge der damals noch in den Anfängen befindlichen Annehmlichkeiten von elektronischer Steuerungskomponenten bekamen Fahrer des 850 CSi zu spüren: Per Kippschalter konnten sie dank der Elektronischen Motorleistungsregelung (EML) zwischen den Kennlinien K wie Komfort und S wie Sport wählen. Entsprechend mehr oder weniger direkt sprach der Motor auf die Stellung des Gaspedals an. Die volle Leistung von 380 PS stand in beiden Fällen zur Verfügung. Ganz ohne Zutun des Fahrers kümmerte sich die EML außerdem exklusiv im 850 CSi um die ganganhängige Drehzahlbegrenzung für das manuelle Sechsganggetriebe und die adaptive Leerlaufpunkterkennung.
BIS INS KLEINSTE DETAIL.
AUFREGEND UNAUFGEREGT.
DIE ERKENNUNGSMERKMALE DES 850 CSi.
Auch von außen ist der BMW 850 CSi gut von den übrigen Varianten der Baureihe zu unterscheiden: Die mit 345 Millimetern größeren und etwas dickeren Bremsschreiben erkennt vielleicht nur der Experte, während die vom damaligen Exterieur-Designer Ulf Weidhase überarbeiteten Schürzen vorne und hinten – dort mit auffälligem Diffusor – sowie die strömungsoptimierten und in Wagenfarbe lackierten M Außenspiegel auch dem nicht ganz so versierten Betrachter eindeutig verraten: Das kann nur ein 850 CSi sein.
BMW ART CAR #14.
Spätestens 1995 entwickelte auch der britische Künstler David Hockney seine Begeisterung für den 850 CSi. Nach mehreren Monaten der Vorbereitung übertrug er seinen Entwurf für das 14. BMW Art Car von einem Maßstabsmodell auf einen 850 CSi in US-Version. Besonders markant für sein Werk ist die Andeutung von Lenkung und Fahrer auf der Tür vorne links. Als Dank bekam der Künstler einen 850 Ci.
Tatsache ist jedoch, daß es ein besser liegendes Auto vergleichbaren Kalibers derzeit nicht gibt.