Der BMW M5 galt bereits Mitte der 1990er-Jahre, nach zwei Generationen der Baureihe, als der Urmeter der Sportlimousine. Warum sich in einen Zweisitzer zwängen, wenn man dessen Fahrleistungen in einer unauffälligen und komfortabel ausgestatteten Limousine haben kann? Das überzeugte immer mehr Kunden. Und das Konzept führte der BMW M5 von 1998 auf spektakuläre Art und Weise fort: Mit ihm konnte man locker in den Familienurlaub starten und bei Bedarf bei einer Runde auf dem Nürburgring nach der neuen persönlichen Bestzeit suchen. Durch die immer zahlreicher werdende Konkurrenz – ob aus dem Raum Stuttgart oder von italienischen Herstellern – war schnell klar: Die dritte Generation des BMW M5 musste in Sachen Power einen großen Schritt machen. Der legendäre Reihen-Sechszylinder des Vorgängers war mit 340 PS an seiner Leistungsgrenze angekommen. Die Lösung lag in der Konstruktion des ersten V8-Motors für den BMW M5.
5 STARKE FAKTEN:
- Erster BMW M5 mit V8-Motor
- Acht elektronisch gesteuerte Einzeldrosselklappen
- Leistung: 294 kW (400 PS)
- Max. Drehmoment: 500 Nm
- Von 0 auf 100 km/h in 5,3 Sekunden
MEHRLEISTUNG OHNE TURBO ODER KOMPRESSOR.
Der Wechsel vom Sechszylinder zum V8 war, wie wir heute wissen, die richtige Wahl. Die neue Maschine basierte in den Grundzügen auf dem Serientriebwerk der schwächeren BMW 5er Modelle. Die Mehrleistung musste also im Motor selbst und nicht in seiner Peripherie optimiert werden. Letztendlich trieb BMW M die Entwicklung so weit, dass vom Ursprungs-V8 des 540i nur der Zylinderabstand und die Lichtmaschine erhalten blieben. Der Alublock, die Kurbelwelle und die gesamte Peripherie des Motors wurden neu entwickelt. Dazu konstruierten die Ingenieure wie im BMW M3 E46 das Doppel-Vanos, also eine Verstellung der Nockenwelle auf der Ein- wie Auslassseite. Mit dieser Technik ließen sich Leistung und Drehmoment hervorragend optimieren.
5,3 Sekunden benötigte der M5 für den Spurt von null auf 100 km/h.
DAS STÄRKSTE M MODELL SEINER ZEIT.
Für jeden einzelnen Zylinder gab es eine Drosselklappe, die im Gegensatz zum Sechszylinder nicht mechanisch, sondern von einem kleinen Stellmotor gesteuert wurde. Das Ergebnis ist nicht nur 400 PS als Spitzenleistung, sondern auch ein sattes Drehmoment von 500 Nm, das schon ab 3.800 Umdrehungen zur Verfügung steht. Das reichte für eine Beschleunigung von null auf 100 km/h in nur 5,3 Sekunden. Gentlemen Agreement inklusive: Die Höchstgeschwindigkeit wurde bei 250 km/h elektronisch abgeregelt. Bis zum Erscheinen des Nachfolgers war der BMW M5 E39 das stärkste Modell in der M Modellpalette.
TECHNIKDETAILS FÜR ENTHUSIASTEN.
Um den Motor nach einem Kaltstart schonend warm fahren zu können, ohne ihn mit zu hoher Drehzahl zu überfordern, ließen sich die Entwickler eine optische Besonderheit beim Drehzahlmesser einfallen: Bei kaltem Motor beginnt der orangefarbene Bereich schon bei 4.000 Umdrehungen. Nach und nach wandert dieser Bereich in höhere Drehzahlbereiche. Hat das Öl seine Betriebstemperatur erreicht, beginnt der orange Bereich im Drehzahlmesser bei 6.500 U/min, der rote ab 7.000 U/min – die volle Leistung kann jetzt abgerufen werden.
Dieser BMW M5 ist das erfolgreichste Auto, das wir bis dahin auf den Markt gebracht haben.
FEINTUNING AUCH AM FAHRWERK.
Das serienmäßige Fahrwerk der BMW 5er Limousinen war konstruktiv bereits sehr gut. Um der enormen Leistung des Motors standzuhalten, entwickelten die M Ingenieure jedoch verstärkte Stabilisatoren, progressive Federn und eine straffere Abstimmung.
AUCH HEUTE NOCH MODERN.
Klare Linien, breite Klarglasscheinwerfer, erstmals eine etwas abgerundete Gesamterscheinung: Bis heute hat der BMW M5 der Modellreihe E39 ein sehr zeitloses Design, das viele Fans als eines der schönsten M5 Designs empfinden. Die Limousine hat das, was die Amerikaner „stance“ nennen: Sie steht gut da, hat einen kräftigen Auftritt. Serienmäßig war die optische Anmutung dennoch gewohnt zurückhaltend. Neue Front- und Heckschürzen sowie ein kleiner Heckspoiler waren neben den damals als sehr groß empfundenen 17-Zoll-Rädern mit Doppelspeichen-Design die einzigen Änderungen. Dezent sportlicher, Hochleistung mit Understatement, das war das erwünschte Resultat.
KLASSISCHER LUXUS.
Der Innenraum des BMW M5 ist edel und sportlich zugleich: Klimaanlage, lederbezogene Sportsitze, Tempomat, elektrisch verstellbare Vordersitze, Airbags rundum – hier ist alles vorhanden, was eine alltagstaugliche Sportlimousine braucht. Aus heutiger Sicht keine Besonderheit, damals ein technischer Meilenstein und nur für einen hohen Aufpreis zu bekommen: Ein Bordcomputer mit TV-Funktion kostet 3.900 DM, ein Navigationssystem sogar 6.400 DM. Was es nicht gab, war eine Automatikversion oder eine Touring-Variante wie beim Vorgänger, von ihm wurde lediglich ein Prototyp gebaut.
AUF DEM WEG ZUM KLASSIKER.
Der BMW M5 E39 war ein großer Erfolg für die Marke: 20.482 Exemplare wurden insgesamt produziert. Ein Touring-Modell gab es in der dritten Generation nicht. Beides hat keinen Einfluss auf die stetig wachsende Community, die den letzten BMW M5 aus den 1990er-Jahren schätzt und ihn bereits jetzt zum Klassiker hat werden lassen – und das, obwohl er auf dem Weg zum offiziellen Oldtimer noch einige Jahre vor sich hat.