Die BMW M5 Sonderedition „20 Jahre BMW Motorsport“ zählt zu den seltensten M Automobilen. Nur 20 Exemplare wurden gebaut. Eins davon gehört dem BMW M Entwicklungsingenieur und ehemaligen Rennfahrer Jörg Weidinger. Im Interview erzählt er, wie er zu dem nur in limitierter Zahl produzierten Fahrzeug kam, was die Faszination an diesem besonderen M5 ausmacht und warum das seltene Stück artgerecht bewegt werden muss.
Wie lange sind Sie schon bei BMW M?
Ich bin seit 2013 bei BMW M. Vorher war ich nach einem tollen Berufseinstieg in der Vorentwicklung (BMW Technik GmbH) einige Jahre in der Fahrwerkentwicklung der BMW AG tätig, bevor ich dem Ruf zu BMW M folgte. Und es gab nicht wenige Kollegen, die damals der Meinung waren, da gehöre ich hin. Und nachdem ich fast zehn Jahre später immer noch da bin, scheinen sie recht gehabt zu haben!
Herr Weidinger, Sie sind Besitzer eines sehr seltenen Sondermodells von BMW M: Es handelt sich um die BMW M5 Edition „20 Jahre BMW Motorsport“ der zweiten BMW M5 Generation, E34. Wie kam es dazu?
Das Fahrzeug war vor circa 15 Jahren tatsächlich in den BMW internen Kleinanzeigen inseriert. Ein Kollege aus dem Werk Dingolfing besaß und hegte den M5, wollte sich aber nach langer Überlegung davon trennen. Speziell von diesem Sondermodell hatte ich nie vorher gehört, und so bedurfte es keiner langen Überlegung zum Kauf, zumal der Preis selbst für damalige Verhältnisse äußerst in Ordnung war.
Mich hatte der M5 E34 schon seit meiner Lehrzeit bei BMW Anfang der 90er extrem fasziniert, was sicher zum Teil auch daher kam, dass ich als 16-jähriger Azubi bei einem Mitarbeitertag im Werk Regensburg mit DTM-Werksfahrer Jockel Winkelhock eine Taxifahrt in einem daytona-violetten M5 E34 auf der Einfahrbahn erleben durfte.
Ein M5 E34 in Mugellorot dürfte auf allen Straßen ein echter Hingucker sein. Was fasziniert Sie an diesem Fahrzeug besonders?
Es ist neben dem M5 E34 im Allgemeinen hier vor allem der geschichtsträchtige Motor, ganz klar die Seltenheit dieses Sondermodells. Aber auch die konsequente Umsetzung der Idee, von besonderen Recaro-Sitzen mit eigenen Bezugsstoffen über die roten Gurte mit BMW Motorsport Schriftzügen, vielen weiteren Details und bis hin zur Adaption der zu der Zeit wirklich besonderen Außenspiegel vom damaligen M3 E36.
Mit 340 PS aus dem 3,8 Liter großen Reihen-Sechszylinder-Motor war der BMW M5 E34 Anfang der 1990er-Jahre eine der schnellsten Limousinen der Welt. Wenn Sie sich mal hinter das Steuer setzen, geben Sie auch heute noch richtig Gas oder schonen Sie das seltene Sammlerstück?
Nein, wenn er gefahren wird, dann wird er – sobald er warm gefahren ist – artgerecht bewegt, ohne Frage! Der Motor ist dafür konstruiert, auch die ganze Auslegung des Antriebs giert nach Drehzahl anstatt lastlosem Dahinrollen. Man merkt bereits im Leerlauf, dass da ein Sportmotor alter Schule arbeitet: Der für heutige Verhältnisse sicherlich „unruhige“ Leerlauf erzählt dem Autofan auf seine Art schon vor dem ersten Losrollen von sportlichen Ventilsteuerzeiten. Aber so war das damals, und keiner wäre auf die Idee gekommen zu fragen, ob denn das so sein muss!
Was war Ihr schönstes Erlebnis mit dem Fahrzeug?
Das Auto generiert ständig schöne Erlebnisse, egal ob man es nur ansieht, putzt oder es fährt. Obwohl der E34 an sich erst auf dem Weg zum Oldtimer ist, erzeugt man in der Öffentlichkeit öfter als gedacht Rückfragen und bekommt positives Feedback. Eins der besonderen Erlebnisse für das Auto und mich war aber sicher eine Fotoproduktion für die Zeitschrift „sport auto“ zur Vorstellung des F90 M5 Competition vor einigen Jahren, in der mein M5 eine tragende Rolle spielte.
Muss ein konsequent sportliches Fahrzeug Ihrer Meinung nach ein Zweisitzer sein? Oder ist ein Modell wie der BMW M5 genauso ein vollwertiger Sportwagen?
Ich persönlich liebe einerseits die Philosophie des Understatements, die wir bei BMW M damals hatten und auch heute noch pflegen! Eine vollwertige Limousine, in Bezug auf Platz und Langstreckentauglichkeit ohne spürbare Einschränkungen, das aber verbunden nicht nur mit dem Antrieb, sondern auch dem Fahrgefühl eines höchst sportlich geprägten Fahrzeugs, das mag ich! Aber diese Philosophie schließt für mich nicht aus, dass ich mir bei uns im Hause auch einen nochmal deutlich konsequenteren Sportwagen vorstellen könnte und die Arbeit daran lieben würde.
JÖRG WEIDINGER.
Rennsport-Know-how und Entwicklungskompetenz: Jörg Weidinger arbeitet seit über 20 Jahren für BMW und seit 2013 bei der M GmbH. Der ehemalige Rennfahrer ist bis heute erfolgreich im Motorsport tätig. Ob Bergmeisterschaften oder 24-Stunden-Rennen, Tourenwagen oder Rennwagen: Jörg Weidinger steuerte bereits die unterschiedlichsten Fahrzeuge ins Ziel. Er ist ein vielseitiges Fahrertalent und weiß genau, wo die letzten Zehntel zu holen sind.