Die Ansprüche waren riesig, das Erbe des M3 E30 wog damals schwer: Von 1992 bis 1999 baute die BMW M GmbH den BMW M3 E36 in zweiter Generation. Die Herausforderung: Der neue M3 sollte eine breitere Zielgruppe als sein Vorgänger ansprechen, ohne dabei seine Motorsport-DNA zu verlieren. Dieses Ziel kann im Rückblick als Erfolg betrachtet werden. Doch die Ingenieure von BMW M hatten noch ein Ass im Ärmel: 1995 legten sie ein leistungsgesteigertes High-Performance-Modell auf, das heute als Krönung des M3 E36 bekannt ist – der streng limitierte BMW M3 GT.
5 STARKE FAKTEN:
- Reihen-6-Zylinder Motor
- Leistung 217 kW (295 PS)
- Max. Drehmoment 323 Nm bei 3.900 UpM
- 5,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h
- Nur 356 produzierte Einheiten
HERZENSANGELEGENHEIT.
Der Motor des BMW M3 GT: Als der M3 GT 1995 zum Preis von 91.000 DM an den Start ging, steckte unter der Haube noch der mit dem E36 eingeführte 3,0-Liter-Reihen-6-Zylinder-Motor vom Typ S50B30. Technische Highlights waren die sechs Einzel-Drosselklappen und die neu entwickelte Nockenwellen-Steuerung, kurz VANOS. Diese Innovation ermöglichte eine bessere Treibstoffeinspritzung und somit ein höheres Drehmoment. 323 Newtonmeter bei 3.900 U/min machten das M3 Triebwerk zum Spitzenreiter unter den Saugmotoren.
Der Motor verfügte bereits über die kurzen Ansaugrohre des 3,2-Liter-Motors S50B32 aus dem Facelift-Modell ab Ende 1995. Die geänderte Abstimmung mit einer 264-Grad-Nockenwelle steigerte die Leistung von 286 PS des Serien M3 auf 295 PS. Das entspricht einer Literleistung von 72,2 kW (98,7 PS), einem herausragenden Wert für die 1990er Jahre. Das Triebwerk gilt bei vielen Fans ohnehin als Meisterwerk des Motorenbaus: Bereits ab Leerlaufdrehzahl entwickelt das Vierventilaggregat so viel Kraft wie der Motor des Vorgängers als Maximum. Von der Leine gelassen katapultiert er das M3 Sondermodell in 5,9 Sekunden auf Tempo 100. Der Hochdrehzahl-Charakter mit seinem spontanen Ansprechverhalten ist in jeder Situation erlebbar, bei 7.000 Kurbelwellenumdrehungen liegt die volle Leistung an. Auf dem Weg dorthin entwickelt sich der typische Sound der BMW M Reihen-6-Zylinder-Motoren aus jener Zeit.
98,7 PS beträgt die Literleistung des optimierten Motors des BMW M3 GT.
356 EXEMPLARE IN BRITISH RACING GREEN.
Das High-Performance-Coupé war nur in einer Farbe bestellbar: dem BMW Farbton mit dem Code 312 – British Racing Green. Das gilt für alle der nur 356 produzierten Fahrzeuge (inklusive der fünf Vorserienmodelle). Das rare Sondermodell ist daher grundsätzlich an seiner Lackierung zu erkennen. Hinzu kommen speziell angefertigte Front- und Heckspoiler sowie aerodynamisch optimierte Außenspiegel und M Doppelspeichen Leichtmetall Schmiederäder im Format 7,5J x 17" vorne und 8,5J x 17" hinten, die beim Serien M3 nur als Sonderausstattung zu bekommen waren. Mit Reifen der Größe 235/40 ZR17 flößte der Sportwagen Mitte der 1990er Jahre dem Betrachter schon im geparkten Zustand Respekt ein. Ein weiterer Unterschied zum Serienmodell: Die vorderen Blinker sind in weißem statt gelbem Glas gefertigt. Äußerlich nicht von der Serie unterscheidbar: die gewichtsoptimierten Türen aus Aluminium.
Im farblich abgestimmten Interieur fallen die Amaretta-Sportsitze mit Nappaleder-Bahn in Mexicogrün sowie die hochwertigen Dekorleisten aus Carbon ins Auge. Im Gegensatz zum zivilen BMW M3 E36 war das GT Modell darüber hinaus nie als viertürige Limousine erhältlich.
FAHRFREUDE IN REINFORM.
25 Jahre nach dem Verkaufsstart des BMW M3 GT E36 strahlt das Fahrzeug auch heute noch eine faszinierende Dynamik aus. Das liegt nicht nur am klaren Design, das mit wenigen präzisen Linien besonders zeitlos ist. Auch die Fahrleistungen lassen kaum vermuten, in einem Sportwagen zu sitzen, der bereits ein Vierteljahrhundert auf dem Tachometer hat: Das Sprintvermögen begeistert Fahrer des M3 GT schnell, die hohe Elastizität des großvolumigen Motors ist bei jedem Überholvorgang spürbar. Untermalt vom freisaugenden Klang der sechs Zylinder ergibt sich ein einmaliges Fahrgefühl, das Motorsport-Enthusiasten bis heute in den Bann zieht.
Der Grund dafür findet sich auch im puristischen Charakter des M3 GT E36: Ohne elektronische Fahrhilfen an Bord lässt sich die „reine Lehre“ mit kundiger Hand erfahren und genießen. Das macht das Coupé zu einem Sportfahrerauto reinsten Wassers.
HOMOLOGATIONS-MODELL FÜR DIE FIA-GT-SERIE.
Die besonders dynamische und fahraktive Abstimmung des BMW M3 GT hatte einen Ursprung: Das M Automobil wurde als Homologations-Modell aus der damaligen FIA-GT-Serie, der Division II und der IMSA-GT-Serie abgeleitet – die Motorsport-Wurzeln waren bei diesem Sondermodell also schon von Grund auf angelegt.
SELTENES EDITIONSMODELL.
Der BMW M3 GT wurde ausschließlich in Deutschland angeboten. Dementsprechend rar ist er insbesondere für internationale Fans und Sammler geworden. Schätzungen zufolge befinden sich etwa 80 Exemplare des E36 M3 GT in Deutschland. Der Rest verteilt sich auf Schweden, Großbritannien, Niederlande, Norwegen, Italien, Portugal und die Türkei. Auch in Japan werden einige Exemplare gehegt und gepflegt.
BMW M3 LTW – DER M3 GT FÜR DIE USA.
Für den US-amerikanischen Markt legte die M GmbH dagegen eine eigene Version des BMW M3 GT auf, den BMW M3 LTW. Zwischen August und Oktober 1995 wurden genau 126 Exemplare davon gebaut. LTW steht dabei für „Lightweight“, und das ist bei dieser Version auch Programm. Das Fahrzeug zeichnet sich durch eine stark reduzierte Ausstattung aus: Klimaanlage und Schiebedach waren im M3 LTW genauso wenig lieferbar wie ein Radio oder eine Alarmanlage. Zusammen mit einem dünneren Teppich für den Innenraum und weniger Dämmmaterial reduziert sich das Fahrzeuggewicht auf unter 1.350 Kilogramm. Weniger Gewicht, aber auch weniger Leistung: Der überarbeitete, aus dem BMW 325i stammende M50B25-Motor des schlanken M3 LTW leistet 243 PS und damit etwas weniger als der S50B30 des deutschen Schwestermodells. In Europa British Racing Green, in den USA strahlendes Weiß: Der M3 LTW wurde ausschließlich mit dem Farbcode 146 ausgeliefert – Alpinweiß. Originale Exemplare des Fahrzeugs erkennt man zusätzlich am Zielflaggen-Dekor, das an Front und Heck angebracht und in den typischen M Farben gehalten ist.
Der prominenteste Besitzer des BMW M3 LTW dürfte Hollywood-Schauspieler Paul Walker gewesen sein. Die Fahrzeugsammlung des 2013 verstorbenen Sportwagen-Enthusiasten umfasste fünf Exemplare des seltenen Leichtbau-Coupés.
BMW M3 GT.
Klassiker mit Potenzial: Für Sammler und M3 Fans ist der BMW M3 GT E36 schon heute ein gefragter Klassiker. Er hat das Potenzial, in absehbarer Zeit in einer Liga mit den wertvollen Evolution-Modellen des E30 M3 zu spielen. Im guten Zustand mit überschaubarer Historie und niedriger Laufleistung sind bereits heute Verkaufspreise von etwa 50.000 Euro keine Seltenheit.