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REKORDVERDÄCHTIG.

REKORDVERDÄCHTIG.

8 min Lesedauer

Behind the Scenes: Die Rekordrunde des BMW M2 auf der Nordschleife.

Herausragende Ingenieurskunst, akribische Vorbereitung und ein großartiges Team mit viel Erfahrung – der Weg des BMW M2 zum Nürburgring-Rekord.

30. August 2023

Der Motor läuft, der Fahrer sitzt hinterm Steuer. Das Werkstattteam ist bereit, auf sein Zeichen hin blitzschnell die wärmenden Heizdecken von den Reifen zu ziehen, synchron die Hebelstangen der hydraulischen Wagenheber nach links zu drehen und den BMW M2 so wieder auf seine eigenen Räder zu stellen, damit es losgehen kann. Im fliegenden Start auf die Nordschleife des Nürburgrings. Um Rekorde zu brechen.

BMW M2 [1] :
Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km   10,2–9,8
CO2-Emissionen kombiniert in g/km   231–222
CO2-Klasse   G

MONATELANGE VORBEREITUNG.

Bis zu diesem sonnigen Apriltag war viel Vorbereitung nötig. Die reicht von der Buchung des Nürburgrings, bis zur Koordination der Fahrzeuge. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Logistik – Räder, Werkzeug, die Heizdecken für die Reifen und vieles mehr müssen von Garching bei München in die Eifel gebracht werden. Bereits vor Monaten starteten die ersten Planungen, in die heiße Phase ging es etwa zwei Wochen vor dem Stichtag, als die Fahrzeuge bereits auf der Nordschleife bewegt wurden. Allerdings unter schlechteren Wetterbedingungen. „Wir mussten immer auf trockene Abschnitte warten, konnten nicht ein einziges Mal auf Zeit fahren“, sagt Jörg Weidinger. Der Entwicklungsingenieur ist zuständig für die Gesamtabstimmung bei BMW M und ein geübter Rekordfahrer, der auch heute hinter dem Steuer sitzen wird.

Neben ihm gehören sieben weitere Männer zum operativen Team: ein vierköpfiges Werkstattteam, das Reifen- und Fahrzeuge vorbereitet und drei technische Direktoren. Sie sind für die technische Abnahme der Fahrzeuge und die Koordination beim Durchführen des Rekordversuchs zuständig.

Four Cars, One Day - BMW M Fast Laps at the Nürburgring.

Four Cars, One Day - BMW M Fast Laps at the Nürburgring.

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„HUNDERTPROZENTIGE SERIENFAHRZEUGE.“

Es geht um Rekorde für Serienfahrzeuge und das nimmt BMW M ernst: Auch wenn das Team im Rahmen der Regularien Anpassungen an den Rekordautomobilen vornehmen könnte, machen sie es nicht. „Generell ist unser Credo bei Rekordfahrten: Wir verwenden hundertprozentige Serienfahrzeuge, die genau so gekauft werden können“, sagt Klaus Huber, der bei BMW M die Abteilung Fahrdynamik und Abstimmung leitet. Tritt ein Auto beispielsweise mit Carbondach und Schalensitzen an, sind diese genauso für das Modell zu bestellen. Auch die Track Reifen stammen aus dem BMW M Programm.

20,832 Kilometer

misst die offizielle vollständige Nordschleifen-Runde mit fliegendem Start.
BMW M2 in der Boxengasse

Es geht los: Alle vier Männer an den Wagenhebern heben den Arm – das Zeichen dafür, dass der BMW M2 heruntergelassen wurde und die Heber sich nicht mehr unter dem Fahrzeug befinden. Das Rekordfahrzeug fährt auf die Nordschleifen-Zufahrt zu. Direkt hinter dem BMW M2 fährt ein zweites M Automobil. Der auffällige BMW M3 Touring in der extrovertierten Lackierung Isle of Man Grün Metallic ist ein sogenanntes Rescue-Fahrzeug mit zwei Feuerlöschern an Bord. Im Fall eines Unfalls wäre der Fahrer schneller beim Rekordversuchauto als die Streckenposten zu Fuß und könnte direkt helfen.

BMW M2 an der Einfahrt zum Nürburgring

DIE VORBEREITUNGEN LAUFEN.

Einen Tag vor der geplanten Rekordfahrt geht es richtig los. Die meisten Fahrzeuge fahren auf eigener Achse in die Eifel, wie es sich für ein echtes M Automobil gehört, das neben Rennstreckentauglichkeit auch perfekt Alltagsfahrten und die Langstrecke beherrscht. Nur streng geheime Modelle, die noch vor ihrer Präsentation stehen, kommen per Trailer. Das Ziel ist aber zunächst immer dasselbe: das BMW M Testcenter am Nürburgring. Die zugehörige Werkstatt ist bei Rekordversuchen die Schaltzentrale. Einen Tag vorher ist hier einiges los. Alle Hebebühnenplätze sind belegt, Werkstattwagen werden mit leisem Poltern gezogen, das typische hohe Geräusch von Reifen auf Hallenboden ist allgegenwärtig. Die letzte Kontrolle der Fahrzeuge läuft.

DER TÜV MUSS SEIN GO GEBEN.

BMW M4 CSL auf der Waage

Das Wiegen gehört zur TÜV-Abnahme vor der Rekordfahrt.

Heute werden die Fahrzeuge nicht nur für ihren Rekordversuch auf der Nordschleife vorbereitet, der wichtigste Tagesordnungspunkt im Testcenter ist die Abnahme durch den TÜV. Der Prüfingenieur untersucht die Fahrzeuge akribisch. Seine Freigabe ist die Voraussetzung dafür, dass der morgige Rekordversuch stattfinden darf. Das Prozedere geht dabei deutlich weiter als eine reguläre Hauptuntersuchung. Die BMW M Modelle werden zusätzlich gewogen, die Fahrgestellnummern abgeglichen und die verschiedensten Bauteile wie Felgen, Fahrwerk und Motor überprüft. Der TÜV dokumentiert alles schriftlich und schießt Fotos. Bevor es am nächsten Tag an den Rekordversuch geht, begutachtet der Prüfer die Autos erneut kurz und überwacht die Vorbereitungen an der Strecke. Ein engmaschiger Prozess, um sicherzustellen, dass wirklich Serienfahrzeuge antreten.

Notar am Nürburgring

Mit zwei Stoppuhren und einer Lichtschranke ausgerüstet überwacht und beglaubigt ein Notar die Rundenzeit.

Der zweite Offizielle und eine der wichtigsten Personen am Tag des Rekordversuchs ist der Notar. Vor dem Start bestätigt er die TÜV-Abnahme, kontrolliert die Zeitmessung und positioniert sich dann an der Touristeneinfahrt des Nürburgrings. Hier wird die Zeit genommen und von ihm beglaubigt.

LETZTE ABSPRACHEN.

Am Abend vor dem Rekordversuch trifft sich das gesamte Team in der Werkstatt. Man steht im Kreis, über zwei auf dem Heckdeckel eines Fahrzeugs positionierte Laptops haben sich zwei Kollegen digital dazu geschaltet. Es wird keine Motivationsrede gehalten, die letzten offenen Punkte müssen geklärt, der Zeitplan noch einmal durchgesprochen werden. Jetzt ist die Anspannung beinahe spürbar, denn der gesamte Rekord hängt von einem Parameter ab, das niemand beeinflussen kann: dem wechselhaften Eifelwetter. Es muss trocken bleiben.

Das BMW M Team in der Boxengarage

Am Abend vor dem Rekordversuch: die letzte Teambesprechung im BMW M Testcenter am Nürburgring.

Die perfekte Einstellung von Fahrwerk, Motor, Getriebe und Co ist serienmäßiger Bestandteil unserer Fahrzeuge: Rekorde fahren wir im auf den Nürburgring abgestimmten Modus SPORT.
Klaus Huber, Leiter Fahrdynamik und Abstimmung bei BMW M

Der rekordhungrige BMW M2 und das Rescue-Fahrzeug fahren auf der Döttinger Höhe ein und verschwinden aus dem Sichtfeld. Die letzten Motorengeräusche verklingen. Das Team hat den beiden BMW M Automobilen kurz hinterhergeschaut und dann direkt mit den Vorbereitungen für die nächste Runde begonnen. Das Werkstattteam ist nun in einem weißen Pavillon am Rand beschäftigt. Sie stehen inmitten von mehr als einem Dutzend Radsätzen, die meisten verpackt in Heizdecken. 70 Grad ist die Idealtemperatur für die Pneus der meisten M Modelle. Mit einem Ratsch öffnen sie die Klettverschlüsse – der nächste Satz wird warm eingepackt. Dazwischen ist immer wieder das leise Zischen des Luftdruckgerätes zu hören. Der Reifendruck muss perfekt passen, damit alle vier Räder später den bestmöglichen Grip auf der Strecke haben.

REKORDE BRAUCHEN GEFÜHL.

Der Tag hat kalt begonnen, die Temperatur lag um den Gefrierpunkt. Dafür zeigt sich nun, um 7:30 Uhr, als das Team anfängt, seine Basis an der Nordschleifeneinfahrt aufzubauen, die Sonne. Trotzdem wird es heute bei kalten sieben Grad Celsius bleiben und damit an der Untergrenze des Bereichs, in dem man überhaupt gute Rundenzeiten auf dem Nürburgring fahren kann. „Kühle Temperaturen sind grundsätzlich von Vorteil“, sagt Klaus Huber. „Sie sorgen für eine gute Motorkühlung, wenn wir im Grenzbereich unterwegs sind. Heute wärmt die Sonne gleichzeitig den Asphalt an, sodass er gut mit dem Reifen zusammenarbeiten kann.“ Gegen Mittag ist es dann so weit: Das erste Fahrzeug kommt. Bis jetzt hat es im warmen Testcenter auf seinen Einsatz gewartet. Vor dem ersten Rekordversuch wird allerdings eine sogenannte Installationsrunde gedreht, auf bereits gefahrenen, vorgewärmten Reifen. „Diese Runde dient dazu, sich auf das Fahrzeug und die Strecke einzustellen und zu spüren, wie sich der Reifen über die Runde verändert, um den richtigen Fülldruck zu bestimmen“, erklärt Klaus Huber. Rekorde fahren bedarf auch heute noch Erfahrung und Gefühl.

NUR DREI VERSUCHE.

BMW M Entwickler und Rennfahrer Jörg Weidinger

Nach einer Proberunde notiert Jörg Weidinger neue Luftdrücke. Für jeden Reifen bestimmt er einen eigenen Wert. Zehntel bar können entscheidend sein.

Und diese Generalprobe ist bereits erfolgreich: Schon jetzt wäre der alte Rekord geknackt. Fahrer Jörg Weidinger spürt: Da geht noch mehr. Kaum steht das BMW M Automobil wieder am Ausgangspunkt, springt er aus dem Fahrzeug und notiert neue Reifendrücke. Er hat drei Versuche für dieses M Modell, dann sind alle frischen Radsätze aufgebraucht. Bereits gefahrene Reifen würden nicht mehr den Leistungspeak bringen, der zwischen einer schnellen Runde und einer Rekordzeit den Unterschied macht. Schon werden der neue Radsatz montiert und der Tank gefüllt und Jörg Weidinger startet den ersten Rekordversuch.

Schwarzer BMW M2 auf dem Nürburgring

Endspurt: Nach der langen Geraden ist das Ziel nicht mehr weit.

Kurze Aufregung an der Nordschleifeneinfahrt: Der BMW M2 auf Rekordkurs nähert sich der langen Geraden zwischen Döttinger Höhe und Tiergarten. Die Crew zieht es an die Strecke, einige zücken ihre Smartphones, um den Moment festzuhalten. In andächtiger Stille beobachten sie, wie das Rekordfahrzeug auftaucht und das Vogelgezwitscher vom anschwellenden Geräusch des sich nähernden Fahrzeugs übertönt wird. Pfeilschnell fliegt es vorbei und verschwindet auf der Anhöhe am Tiergarten. In einiger Entfernung folgt das grüne Rescue-Fahrzeug, das nun wieder in die Nordschleifeneinfahrt einbiegt. Das letzte Stück bis zur Lichtschranke, die die Zeitmessung beendet, muss das Rekordfahrzeug allein bestreiten.

Wir wissen im Prinzip, was die Fahrzeuge zu leisten imstande sind. Aber letztendlich sieht man erst am Tag des Rekordversuchs, ob alle kleinen Faktoren wie Streckenzustand und Wetter passen.
Jörg Weidinger, Entwicklungsingenieur Gesamtabstimmung BMW M

ALLES FÜR EINE RUNDE.

Rekordfahrer Jörg Weidinger muss heute noch eine zusätzliche Herausforderung meistern: Seine Konzentration beim Fahren darf selbst nach vielen Stunden nicht nachlassen. Einen besonderen Trick hat er dabei nicht. „Das ist eine Art Flow-Gefühl. Das bringt mich dazu, den ganzen Tag die volle Leistung zu bringen“, so Jörg Weidinger. Dieses Flow-Gefühl spüren alle im Team. Es ist die geheime Zutat für den Erfolg, denn jeder Fehler, ob fahrerisch, in der Vorbereitung des Fahrzeugs oder bei der Koordination, könnte den Rekord kosten.

KALTFAHREN IN DER EIFEL.

Nach dem Durchfahren der Ziellinie geht es nicht direkt zurück zum Team an der Nordschleifeneinfahrt. Die M Automobile werden zunächst auf einer kurzen Strecke durch die Eifel kaltgefahren. Ein Schritt, der genauso wichtig ist, wie den Motor vor dem Rekord warmzufahren. „Nach so einer Runde im Grenzbereich benötigen vor allem der Motor und die Bremsen Zeit, um langsam abzukühlen“, erklärt Klaus Huber. „Das geschieht durch niedrigere Drehzahlen und weniger fordernde Bremsvorgänge zusammen mit dem kühlenden Fahrtwind. Das Kaltfahren ist nicht nur bei Rekordfahrten ein Muss, sondern nach jedem Einsatz auf der Rennstrecke.“

How to: Rennstrecke – Tipps für den perfekten Trackday

Das BMW M Team

Gelöste Stimmung nach einem anstrengenden Tag. Klaus Huber, Leitung Fahrdynamik und Abstimmung BMW M, Dirk Häcker, Leiter der Entwicklung bei BMW M, Frank Weishar, Entwicklungsingenieur für Räder, Reifen und Fahrdynamik bei BMW M und Fahrer Jörg Weidinger, Entwicklungsingenieur Gesamtabstimmung bei BMW M.

Aus Klaus Hubers Funkgerät ist eine Stimme zu hören. „Er ist durch“, sagt sie. Ob diese Runde ein Rekord war oder nicht, weiß noch niemand. Das Werkstattteam bereitet sicherheitshalber alles für den nächsten Versuch vor, positioniert schon die Wagenheber. Huber ist weiter am Funkgerät, da biegt der BMW M2 auf den Parkplatz vor der Nordschleifeneinfahrt ein, Weidinger parkt ein, bleibt noch kurz sitzen und analysiert einige Daten. Dann steigt er aus. „Und?“, fragt er. Um ihn und Klaus Huber hat sich eine kleine Traube gebildet. Alle wollen das Ergebnis hören. Huber nennt die Zeit, freudestrahlend lächeln kurz alle Gesichter, Weidinger macht gar einen kleinen Hüpfer. Sie haben es geschafft, BMW M hat einen neuen Rekord aufgestellt. Doch jetzt ist noch keine Zeit zu feiern – das nächste Fahrzeug biegt schon auf den Parkplatz ein.

REKORD FÜR DEN BMW M2.

REKORD FÜR DEN BMW M2.

Der neue BMW M2 ist schnellster seiner Klasse: Jörg Weidinger hat das Modell in deutlich unter 7 Minuten und 40 Sekunden um die legendäre Nordschleife gefahren. Damit ließ er die Konkurrenz der Kompaktsportwagen hinter sich und setzte sich erneut auf die Poleposition. Wie das gelang, erfahren Sie im Video.

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BESTZEIT FÜR DEN BMW M3 CS.

BESTZEIT FÜR DEN BMW M3 CS.

Auch der BMW M3 CS hat sein Potenzial auch auf der Nordschleife bewiesen: Mit einer beeindruckenden Rundenzeit steuerte Tesfahrer Jörg Weidinger die supersporliche M3 Limousine um den Ring.

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BMW M4 CSL MIT NEUEM REKORD.

BMW M4 CSL MIT NEUEM REKORD.

Im ersten Anlauf 2022 waren die Bedingungen nicht ganz perfekt. Und so nutzte Jörg Weidinger die Chance und rollte den BMW M4 CSL noch einmal an die Startlinie am Hohenrain. Das Ergebnis spricht für sich: Mit einer neuen besten Zeit auf der Nordschleife hat der BMW M Testfahrer seinen bisherigen Rekord um zwei Sekunden unterboten. Wie das gelang, erfahren Sie in diesem Video.

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