Schnell, fehlerfrei und besser für die Umwelt: Die BMW Individual Manufaktur im Werk Dingolfing setzt künstliche Intelligenz für die Beurteilung und den Zuschnitt von Leder ein. Mithilfe der Automatischen Oberflächeninspektion (AOI) können Lederflächen für die Innenausstattung von BMW und BMW M Fahrzeugen besser beurteilt, effektiver genutzt und präziser zugeschnitten werden. Das Verfahren reduziert den Verschnitt signifikant und senkt so den Lederverbrauch um rund 15 Prozent, schont Ressourcen und verringert CO2-Emissionen.
SO FUNKTIONIERT ES.
Leise surrend bewegt sich der große Scanner über das Leder. Die Kameras registrieren jede Unebenheit, jede Wölbung. Aus der gefärbten Ware, die auf dem Schneidetisch liegt, werden Bezüge für die Sitze eines BMW M3. Auf dem Bildschirm neben dem Scanner erscheint eine Abbildung der Lederoberfläche, darauf Punkte, Linien, farbige Markierungen und Zahlen. „Wir sehen hier, welche Flächen des Leders genutzt werden können und welche Bereiche Ausschuss sind“, erklärt Marco Loistl, Leiter Produktion und Instandhaltung der BMW Individual Manufaktur im Werk Dingolfing. Der Bildschirm zeigt nun ineinander verschachtelte Muster, das Programm hat sie sekundenschnell auf der Fläche verteilt. „Außerdem sucht das Programm die beste Platzierung für die Schnittteile“, sagt Loistl.
„JEDER VERSCHNITT TUT WEH.“
Die Individual Manufaktur des BMW Group Werks Dingolfing fertigt Interieurkomponenten für BMW Fahrzeuge mit Sonderausstattung an – zum Beispiel Instrumententafeln mit Lederbezug für BMW M Automobile aus der 3er-, 4er-, 5er- und 7er-Serie sowie den iX M60. Es ist ein kleiner Bereich, rund 200 Personen arbeiten in der Produktion. „Wenn man mit einem lebendigen Material wie Leder arbeitet, tut einem jeder Verschnitt, jeder nicht verwertbare Überrest in der Seele weh“, sagt Loistl. „Außerdem hat selbst die hochwertigste Lederhaut mal kleine Narben. Wenn solche Naturmerkmale zu ausgeprägt sind, kann an dieser Stelle nichts zugeschnitten werden.“
NATÜRLICHE FORM ERSCHWERT DEN ZUSCHNITT.
Je nach Einsatzgebiet können etwa drei Viertel der Lederflachware, wie man das nur gegerbte und gegebenenfalls gefärbte Stück Glattleder nennt, für die Verwendung im Fahrzeug genutzt werden. Der Grund: Eine Tierhaut ist nicht einfach rechteckig, diese natürliche Form erschwert den Zuschnitt. Hinzu kommen die Naturmerkmale.
Nebendran am Schneidetisch beginnt ein Roboterarm mit oszillierendem, also schwingendem Messer, sich über die Lederhaut zu bewegen. Millimetergenau schneidet er die Einzelteile der Lederbezüge zu. Die fertigen Schnittteile kommen in die Näherei.
AUF DER SUCHE NACH JEDEM MÜCKENSTICH.
Lederzuschnitt ist ein bisschen wie Plätzchen backen. Man versucht, möglichst viele Schnittteile nebeneinander zu platzieren, damit so wenig Verschnitt anfällt wie möglich.