Hallo Ronnie, danke, dass du dir Zeit für dieses Gespräch nimmst. Bevor wir uns mit deinen Projekten mit BMW M beschäftigen, könntest du uns etwas über deine Liebe zu den Produkten und den Weg, den du von Schuhen zu Kleidung genommen hast, erzählen?
Ich bin in Queens geboren, das meiner Meinung nach der größte Schmelztiegel aller New Yorker Stadtbezirke ist. Als ich aufgewachsen bin, war Queens jedoch ein wenig hinter der Stadt zurückgeblieben, was Stil anbelangt. Als ich 13 Jahre alt war, fing ich an, als Lagerist in einem Schuhgeschäft in der 8th Street in Manhattan zu arbeiten, damit ich mir meine eigenen Schuhe, Klamotten, Platten und so was kaufen konnte. Das war um 1996, und die 8th Street war damals die kulturelle Hochburg von New York. Ich habe schon immer Musik geliebt, und damals kauften alle meine Lieblingskünstler in dieser Straße Schuhe, auch bei David Z, wo ich arbeitete. An den Wochenenden war es wie ein Straßenfest – alle fuhren vor und parkten ihre Autos auf der Straße, darunter Jay-Z, Nas, Biggie Smalls, Raekwon, Ghostface, Lauryn Hill und viele andere. Ich habe ihnen allen Schuhe verkauft und dabei so viele verschiedene Stile kennengelernt, die ich in meiner Nachbarschaft nie gesehen hätte. Ich habe viel darüber gelernt, wie Menschen einkaufen, Produkte entdecken und bestimmte Marken wertschätzen. Ich sage immer, dass 1996 das wichtigste Jahr meines Lebens ist, weil es das Jahr ist, in dem sich meine Augen wirklich öffneten und ich mich in die Dinge verliebte, die ich heute noch liebe.
Deine beeindruckende Bilanz an Kooperationen reicht von Schwergewichten der Branche bis hin zu kleinen Unternehmen. Wie wählst du eine bestimmte Zusammenarbeit aus?
Unabhängig vom Partner ist der Zweck immer derselbe: Ich arbeite nur mit Marken oder Menschen zusammen, zu denen ich eine persönliche Verbindung habe. Alles, was ich tue, muss von einem authentischen Ausgangspunkt ausgehen. Es gibt viele Dinge, die in dieses Spektrum fallen können. Zum Beispiel ist die Arbeit mit BMW und BMW M etwas Besonderes für mich, weil ich mich daran erinnere, wie mein Großvater mich in seinem weißen M3 E30 herumfuhr. Es war sein wertvollster Besitz, und diese Autofahrten brachten uns einander näher. Als ich aufwuchs, hatte ich ein Poster des M3 E30 an der Wand. Ich bringe all diese persönliche Nostalgie und Leidenschaft in die Partnerschaft ein und teile meine eigene Perspektive darauf, was BMW für die Menschen bedeutet.
Wie ihr bereits erwähnt habt, arbeite ich auch mit neueren, kleinen Marken zusammen, die ich erst kürzlich entdeckt habe und deren Produkte ich liebe. Während ich reife, reift meine Marke mit mir. Es ist ein Gleichgewicht zwischen den Dingen, die ich heute liebe, und den Dingen, die ich schon seit Jahrzehnten liebe. Der rote Faden, der sich durch alles zieht, ist meine persönliche Verbindung.
Ich arbeite nur mit Marken oder Menschen zusammen, zu denen ich eine persönliche Verbindung habe. Alles, was ich tue, muss von einem authentischen Ausgangspunkt ausgehen.
Apropos Zusammenarbeit: Derzeit arbeitest du an deiner dritten Zusammenarbeit mit BMW M. Was ist der Reiz daran, deine Kreativität auf ein Automobil zu übertragen?
Zunächst einmal: Die Zusammenarbeit ist attraktiv für mich, weil ich BMW liebe. Insbesondere BMW M. Als sich mir diese Gelegenheit bot, wusste ich, dass ich eine einzigartige Perspektive bieten und dazu beitragen kann, die Menschen darüber aufzuklären, wofür BMW steht. Ein Produkt ist eine Sache, aber den Leuten auch etwas zu bieten – vor allem in einer Zeit, in der vieles sehr schnelllebig und vergänglich ist – ist für mich das Wichtigste.
Was mich außerdem reizt, ist, eine Welt für die Fans und das Publikum von Kith zu schaffen. Ich habe nie daran gedacht, mich nur auf eine Produktkategorie zu beschränken. Für mich geht es darum, einen ganzheitlichen Lebensstil für die Menschen zu schaffen, sodass ich alle Facetten des Lebens ansprechen kann. Wenn die Menschen meinem Geschmack und meiner Vision vertrauen, können sie darauf vertrauen, dass sich das nicht nur auf die Kleidung überträgt, die sie tragen, sondern auch auf das Auto, das sie fahren.
Was war deine Motivation, ein drittes Mal mit BMW M zusammenzuarbeiten? Und woher kommt die Inspiration für das aktuelle Projekt?
Ich mag es nicht, mit Partnern an einmaligen Projekten zu arbeiten. Mit einem Projekt kann man keine zusammenhängende Geschichte erzählen, mit der sich die Menschen wirklich identifizieren können. Als ich anfing, Gespräche mit BMW zu führen, waren wir uns immer einig, dass man eine Geschichte in mehreren Kapiteln erzählen sollte.
In jedem dieser Kapitel dient der Brückenschlag zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart von BMW M als Grundlage für die Erzählung. Für unser erstes Projekt habe ich mich entschieden, die Geschichte des M3 E30 zu erzählen, weil ich eine persönliche Beziehung zu ihm habe, und seine moderne Weiterentwicklung im M4 G82 zu zeigen. Unsere zweite Partnerschaft ehrte den 50. Jahrestag des ersten elektrischen Konzeptfahrzeugs von BMW und von BMW M. Wir erzählten die Geschichte des 1602 Elektro von 1972, um das reiche Erbe hinter dem ersten Elektrofahrzeug der M GmbH, dem BMW i4 M50, hervorzuheben.
In diesem Jahr umfasst die Geschichte die gesamte Zeitspanne von BMW M, beginnend mit der allerersten Kreation der Marke: dem M1. Er ist eine solche Ikone, und selbst heute noch wirkt sein Design seiner Zeit voraus. Während der M1 den Beginn der BMW M Zeitlinie markiert, stellt der XM die aktuellste Ausprägung auf dieser Linie dar. Obwohl strukturell gesehen Welten zwischen ihnen liegen, teilen sie ein einzigartiges Erbe – beide sind die einzigen beiden exklusiven BMW M Modelle. Ich liebe den M1, und den XM fahre ich jeden Tag. Diese Brücke zu schlagen, damit die Menschen ihre Bedeutung für BMW M verstehen, war meine Inspiration für unser drittes Kapitel.
Wenn wir über das aktuelle Projekt sprechen, bei dem das 2025 XM Kith Concept und der 1981 BMW M1 E26 von Ronnie Fieg im Mittelpunkt stehen: Warum hast du gerade diese Farbe gewählt?
In Kapitel 1 habe ich als Hommage an den M3 E30 einen einzigartigen M4 G82 in der ikonischen Farbe seines Vorgängers, Zinnoberrot, entworfen. Für Kapitel 2 arbeitete ich mit BMW zusammen, um eine völlig neue Lackfarbe zu entwickeln, die nie für ein anderes BMW Modell verwendet worden war: Vitality Green. Im Vorfeld der diesjährigen Partnerschaft wusste ich, dass ich beide Ansätze kombinieren wollte, indem ich eine meiner Lieblingsfarben von BMW hervorhebe und gleichzeitig eine weiterentwickelte Version davon einführe. Genauer gesagt, wusste ich, dass ich Technoviolett als Farbe für dieses Kapitel verwenden wollte.
Als BMW Enthusiast weiß man, wie begehrt Technoviolett ist. Es ist ein umwerfender, tiefvioletter Farbton, der ebenso selten wie schön ist. Er wurde nur für den M3 E36 von 1994 bis 2000 angeboten, bevor er exklusiv über das Individualprogramm von BMW erhältlich war. Für meinen M1 habe ich mich entschieden, eine der schönsten Farben von BMW auf eines der beeindruckendsten Modelle der Marke aufzubringen.
Für den XM haben wir eine weiterentwickelte Variante der Farbe kreiert – Frozen Technoviolett. Diese Frozen-Behandlung vertieft den Farbton und reflektiert bei unterschiedlichem Lichteinfall eine Vielzahl von Farben. In natura ist sie wirklich atemberaubend. Wir haben diese Farbe exklusiv für das Kapitel 3 entwickelt, und sie wird bei keinem zukünftigen BMW Modell mehr verwendet werden.
Du bist Besitzer einer beeindruckenden Sammlung von BMW M Automobilen, über die wir bereits in früheren Gesprächen gesprochen haben. Jetzt hast du deiner Garage diesen BMW M1 hinzugefügt. Kannst du uns sagen, was für dich so besonders daran ist?
Für mich ist der M1 der Ursprung von BMW M. Seine Bedeutung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ich liebe seine reiche Geschichte ebenso sehr wie sein Aussehen. Um einen Mittelmotor-Sportwagen zu entwerfen und zu bauen, kooperierte BMW in den 1970er-Jahren mit Lamborghini. Nach dem Bau des Fahrgestells konnte Lamborghini das Projekt jedoch aus finanziellen Gründen nicht fortsetzen. Neben Marchesi, T.I.R. und Baur in Stuttgart beauftragte BMW daraufhin ItalEngineering damit, den Bau fortzusetzen. Der berühmte Automobildesigner Giorgetto Giugiaro war bis zur Fertigstellung des Projekts ebenfalls an Bord. Das Ergebnis war ein in Italien entworfener und in Deutschland entwickelter Sportwagen, wie ihn die Welt noch nie gesehen hatte.
BMW M nutzte den M1, um die M1 Procar Serie ins Leben zu rufen, in der Fahrer wie Mario Andretti und Niki Lauda in M1 Procars antraten. Andy Warhol entwarf auch ein Art Car auf Basis des Modells, das 1980 bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start ging. Die Geschichte des M1 ist so vielschichtig, dass ich nicht nur seine Geschichte erzählen, sondern auch ein Teil seines Vermächtnisses sein wollte.
Was macht ein Auto aus deiner Sicht zur Ikone? Und wie würdest du diese Definition auf den M1 und den XM übertragen?
Es gibt viele Elemente, die zu berücksichtigen sind, wenn es darum geht, etwas als „ikonisch“ zu definieren, daher kann ich mich nicht auf eine einzige Sache festlegen. Ich würde sagen, dass Ikonen selten zu ihrer Zeit erkannt werden, weil sie es wagen, auf eine Art und Weise an die Grenzen zu gehen, die die Menschen erst Jahre später zu schätzen wissen. Es braucht auch diese Zeit, um wirklich zu verstehen, welchen Einfluss sie nicht nur auf eine Marke, sondern auf die ganze Welt haben können.
All diese Gründe sprechen dafür, dass der M1 eine Ikone ist. Ich glaube, dass auch der XM in einigen Jahren in einem besonderen Licht erscheinen wird. Sein Design ist polarisierend und gewagt, und als jemand, der nicht nur BMWs sammelt, sondern auch die Marke studiert, ist er anders als alles, was bei BMW M bisher Teil des Modellprogramms war. Ich habe ihn gleich nach seiner Markteinführung gekauft, und seitdem ist er mein Alltagsauto. Er vereint nahtlos das Beste aus beiden Welten – Luxus und Leistung.
Individualität spielt in der Mode eine große Rolle, wenn es darum geht, seine Persönlichkeit zu zeigen. Was macht für dich ein ausdrucksstarkes Auto aus? Und was ist die Gemeinsamkeit von Mode und außergewöhnlichen Fahrzeugen?
Ich glaube, dass Stil die ultimative Form der Selbstdarstellung ist. Es geht darum, wie man seine Persönlichkeit zum Ausdruck bringt und sich der Welt präsentiert. Für mich ist ein Auto nicht anders als eine Jacke, die man trägt, oder ein Lied, das man hört. Es ist etwas, das man wählt, um seinen Geschmack und seine Interessen zu repräsentieren. Es gibt kein Richtig oder Falsch, wenn es um Selbstdarstellung geht, und Stil ist wahrlich subjektiv. Daher glaube ich, dass die Menschen beim Kauf von Kleidung oder Schuhen einen ähnlichen Entscheidungsprozess durchlaufen wie beim Autokauf, wenn es um den reinen Geschmack geht.
Ist Mode für dich auch Kunst? Und wenn ja, würdest du auch Autos und ihr Design als Kunst betrachten?
Ja, natürlich. Ich betrachte beide Dinge als Kunst auf höchstem Niveau und ihre Schöpfer als wahre Künstler.
Dies ist bereits deine dritte Edition für BMW M. Kannst du für jede einzelne einen Satz finden, der die Besonderheit und Herausforderung des jeweiligen Modells und Projekts auf den Punkt bringt?
Der 2021 BMW M4 Competition by Kith ist eine moderne Darstellung meiner lebenslangen Liebe zum BMW M3 E30 und markiert den Beginn der Partnerschaft zwischen Kith und BMW.
Der 2022 BMW i4 M50 by Kith verbindet die reiche Geschichte von BMW im Bereich der Elektrofahrzeuge mit 50 Jahren BMW M und führt gleichzeitig eine völlig neue Farbe in das Archiv der Marke ein.
Der 2025 BMW XM by Kith verkörpert das Erbe von BMW M, das bis zum M1 zurückreicht, und interpretiert gleichzeitig eine meiner Lieblingsfarben neu – Technoviolett.
Du verwendest gerne BMW Modelle als Statisten für das Artwork deiner Kollektionen. Welches Modell ist dein absolutes Lieblingsmodell?
Es ist unmöglich, sich für eines zu entscheiden. Ich würde sagen, dass der M3 E30 mein Einstieg war, um mich in die Marke zu verlieben, während der 850 CSi das Auto ist, das ich am meisten fahre.
Vielen Dank für das Interview, Ronnie!
