Als der BMW 2002 turbo seine Premiere feiert, blickt die Welt gebannt auf die Entwicklung des Ölpreises. Das schwarze Gold verteuert sich 1973 rasend schnell. Wo die preisliche Entwicklung enden wird, das weiß damals niemand. Die Reaktion der Bundesregierung ist eindeutig: Um wertvollen Treibstoff zu sparen ordnet sie vier autofreie Sonntage und ein sechsmonatiges generelles Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen an. Sprit sparen per Energiesicherungsgesetz ist plötzlich angesagt.
Wer hätte in diesem Kontext gedacht, dass ein Automobil mit 170 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von deutlich über 200 km/h, zu einem wichtigen Fahrzeug des Zeitgeschehens werden würde? Vermutlich niemand. Ist aber wahr, denn der BMW 2002 turbo ist der Vorreiter aller Verbrennungsmotoren mit Abgasturbolader. Technisch gesehen, also der First Mover unzähliger Serienautos aller Marken die seiner Technologie bis heute folgen.
Die Abrisskante auf dem Kofferraumdeckel war in den 1970er-Jahren ein untrügliches Zeichen für sportliche Ambitionen. Technisch betrachtet sorgte der Heckspoiler vor allem für weniger Auftrieb.
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT 211 KM/H.
5 STARKE FAKTEN:
- Leistung: 125 kW (170 PS)
- Drehmoment: 240 Nm
- Hubraum: 1.990 cm³
- 0-100 km/h in 7,0 Sekunden
- Vmax: 211 km/h
Die zusätzlichen Kotflügelverbreiterungen aus Kunststoff lassen erahnen, welche Kraft im BMW 2002 turbo steckt. Für den Einsatz auf der Rennstrecke waren sie mit der Karosserie verschraubt und konnten für noch breitere Reifen leicht abmontiert werden. Aus heutiger Sicht als bescheiden empfunden – die Reifengröße von 185/70 HR 13 auf 5,5- oder 6-Zoll-Stahlfelgen, damals aber eine unmissverständliche Ansage.
DER BMW VIERZYLINDER.
Angetrieben wird der BMW 2002 turbo vom bewährten Vierzylinder, der auch die Typen 2002 ti (1968-1972) und 2002 tii (1971-1975) zu veritablen Sportlern macht. Der Reihenmotor M10 mit zwei Litern Hubraum gilt als verlässlich. Im 2002 ti entwickelt er 88 kW (120 PS) bei 5.500 Umdrehungen pro Minute, im 2002 tii leistet er mit Saugrohreinspritzung von Kugelfischer 96 kW (130 PS) bei 5.800 U/min. Mit dem Turbolader der Firma Kühnle, Kopp und Kausch (KKK) aus der Pfalz kommen noch einmal 40 PS und 63,5 Nm obendrauf, macht 125 kW (170 PS) bei 5.800 U/min und 240 Nm bei 4.000 Touren. Um die Pferdestärken sicher wieder einzufangen, kommen an den Vorderrädern innenbelüftete Scheibenbremsen zum Einsatz und an der Hinterachse größere Trommelbremsen als beim Serienpendant.
1973 war die Literleistung des aufgeladenen Zweiliter-Aggregats des BMW 2002 turbo mit 85,4 PS/l mehr als beachtlich.
SPIEGELSCHRIFT SPALTET DIE GEMÜTER.
Wer Spiegelschrift lesen kann, ist klar im Vorteil – andere müssen in den Rückspiegel schauen. Auf der Straße kam der von vielen Zeitgenossen als provokativ empfundene Schriftzug nicht serienmäßig zum Einsatz.
LEGENDÄR – DER TURBOKICK.
Ab durch die Mitte: Von null auf 160 km/h beschleunigte der BMW 2002 turbo in 18 Sekunden.
PRÄDESTINIERT FÜR SCHNELLE RUNDEN.
ROTE COCKPITBLENDE UND ZUSATZANZEIGEN.
Im Cockpit dominiert ein rote Zierblende. Sie fasst die drei Rundinstrumente ein und ist wie die beiden Zusatzanzeigen mittig auf dem Armaturenbrett – links Uhr, rechts Ladedruck – dem 2002 turbo vorbehalten. Sportsitze und Lederlenkrad gibt es serienmäßig. Auf der ebenen Türtafel verlieren sich die Fensterkurbel und das Drehrad zum Öffnen und Schließen des Dreieckfensters. Es geht spartanisch zu im Topmodell. Es geht um Sport. Dominantes, Generationen von sportbegeisterten Fahrern begleitendes Geräusch im Innenraum ist das Pfeifen des Turboladers.
Der Rundumblick im 02er BMW ist eine Schau. A-, B- und C-Säule sind filigran gearbeitet und fallen kaum auf. Dank der großen Glasflächen und niedrigen Schulterlinie genießt der Fahrer nahezu ungestörte Sicht in alle Richtungen. Die Rückbank bietet ausreichend Platz für zwei, zur Not auch drei Passagiere.